Liebe Mama, lieber Papa,
ich schreibe euch jetzt aus dem Himmel und versuche trotz der vielen Wolken immer zu euch runter zu schauen.
Es tut mir leid, dass ich nicht so lange bei euch bleiben konnte, wie ihr es euch gewünscht hattet. Mama, du hast mich ja schon gleich ertappt. Sagst einfach so mal „Sternchen“ zu mir. Wieso wusstest du es eigentlich, das mich der Himmel geschickt hat, um mal nach euch zu schauen.
Kleine Mama, ich will nicht, das du so traurig bist. Ich war doch nur zu Besuch bei euch, aber das durfte ich vorher nicht sagen, dann hätte ich noch Ärger mit den anderen Schutzengeln bekommen. Die meckern immer, wenn man zu viel verrät.
Jetzt möchte ich euch mal erzählen wie ich das alles empfunden hatte.
Ich merkte dass es eigentlich noch nicht an der Zeit war um aus Mamas Bauch auszuziehen, aber ich konnte nicht anders. Überall hatte es gedrückt und gezwickt um mich herum. Außerdem hatte ich gehört wie Mama dauernd den Papa angerufen hatte und sagte er müsse ganz schnell kommen. War schon alles echt komisch. Und dann fiel es mir ein: „Heute werde ich geboren.“ Alles ging ganz schnell, nur 20 Minuten, nachdem mein Papa endlich da war, habe ich das erste Mal geschrien. Wow, war das kalt auf einmal. Aber es ging schon, endlich konnte ich meine lieben Eltern sehen.
Die Zeit im Krankenhaus war schon schwer für uns drei, aber ich hab mir ganz viel Mühe gegeben, na und ihr ja mit mir. Aber wir drei haben das doch toll gemeistert, stimmt`s? Ihr habt nie gejammert und gestöhnt, dass alles so lange gedauert hat mit mir. Mama und du warst jeden Tag viele Stunden bei mir und das 8 Wochen lang. Deine tröstenden Hände haben meine Schmerzen weggestreichelt, ich konnte dann gar nicht mehr weinen. Das haste ganz toll gemacht Mama!!!
Na und Papa erst: Mama hat mir ja immer erzählt war er alles für unsere kleine Familie getan. Auch die Schmuserunden an seiner Männerbrust waren echt kuschelig, aber manchmal musste ich schon grinsen, wenn es an der Nase gekitzelt hat. Jeden Sonntag habe ich mich schon wieder auf Freitag gefreut, wenn Papa wieder kommt.
Kann mich auch den Tag erinnern, als ihr plötzlich mitten in der Nacht in mein Zimmer gekommen sind und ich nochmal mit euch kuscheln durfte, obwohl so kleines Baby wie ich es war doch schon hätte schlafen müssen. Trotzdem habe ich es natürlich total genossen. Zwei Tage später war es dann soweit, obwohl ich nicht genau wusste wo man mich so früh am Morgen hinbringen muss.
6 Stunden später hat mich meine Mama ja schon wieder besucht, das habe ich genau gemerkt, obwohl ich noch geschlafen habe. Das waren anstrengende 10 Tage im Herzzentrum, aber die habe ich tapfer ausgehalten, weil ich ja ein kleiner Löwe war.
Dann konnte ich endlich mal was anziehen, das war toll. Die ersten 5 Wochen durfte ich ja noch keine Sachen tragen.Meine Mama war auch ganz stolz als sie mich im Strampler gesehen hat und dann durften wir ja auch nach über einer Woche wieder miteinander knuddeln.
Auf der Station 40 waren wir auch noch 4 lange Woche, ach wie sehr habe ich mir gewünscht auch endlich mal das Nest zu sehen, das der Papa ja nur für mich vorbereitet hat. Aber ich musste noch warten. Immer habe ich tapfer stillgehalten, wenn ich untersucht werden musste oder wenn die Vampire mal wieder Blut wollte. War ja nicht so schlimm. Mama hat ja immer meine Hand gehalten.
Da habe ich ja auch meinen ersten Ausflug im Kinderwagen gemacht und einmal haben wir sogar den Papa vom Auto abgeholt und wieder hingebracht. Ach ja und Spatzen füttern war ich auch schon.
Diese Zeit ging dann auch vorbei, noch eine letzte Untersuchung und die Ärzte sagten: „Der Leo darf nach Hause.“ Wie doll habe ich mich gefreut, wo ich doch wusste das ich nicht mehr so viel Zeit habe.
War eine komische Sitzposition im MaxiCosi, habe mich auch ein wenig gefürchtet, aber meine Mama und mein Papa waren ja da. Die haben mich ja immer beschützt.
Das war eine lange Autofahrt. Wir waren erst ganz spät abends waren wir angekommen. Mensch war ich müde und trotzdem aufgeregt, dass ich meine Mama die erste Nacht fast nicht schlafen lassen konnte. Obwohl ich ein schlechtes Gewissen hatte, wusste ich dass sie mir nicht böse war.
Die schönste Zeit war es zu Hause zu sein. Jeden Abend war mein Papa da und hat mir mein Essen gegeben und rumgetragen hat mich auch immer, wenn ich traurig war. (Aber manchmal war ich es auch nicht, da habe ich nur so getan. Hihi)
Mit Mama war ich Baden und Papa hat zugeschaut. Brrr war das kalt, als ich wieder aus dem Wasser musste. Aber dann konnte ich ja wieder mit ihm kuscheln und dann wurde mir auch ganz schnell wieder warm. Das war echt immer das tollste.
So ist die Woche ganz schnell vergangen und dann stand ja der Besuch bei meinen Verwandten an. Darauf habe ich mich auch echt gefreut. Alle wieder zu sehen und auch die anderen kennenzulernen.
Das war echt aufregend. Vorher aber schon schnell zum Doktor, der zwar meinte es sei alles soweit, aber ich wusste es ja besser und konnte es nur keinem sagen. (Schluchz)
Egal, die Besuche waren echt toll. Bei meinem Opa, meiner Großtante, bei den Großeltern und Urgroßeltern. Schade dass ich nicht mehr meine Tante Ulrike sehen konnte, da bin ich ein bisschen traurig drüber.
Und dann war es leider soweit, meine Zeit war gekommen. Ich musste wieder in den Himmel zurück. Alle waren so traurig darüber, nur ich wusste dass es nicht anders geht.
Jetzt steht ihr hier alle und weint um mich, aber das braucht ihr nicht. Wo ich jetzt bin geht es mir gut und ihr braucht euch keine Gedanken mehr um meinen kranken Körper machen.
Liebe Mama, Lieber Papa, bitte habt euch immer liebt. Ich habe euch schon ein neues Engelchen gefunden, es wartet nur darauf dass ihr dafür bereit seid. Ich liebe euch von ganzem Herzen und ich weiß dass ihr mich auch liebt.
Danke für die schöne Zeit mit euch und das ihr mir gezeigt habt das ich bei euch willkommen war.
Euer Leonard.
P.S. Papa danke für den tollen Namen. Den haste gut ausgesucht. Ich passe immer auf euch auf.
Erstellt von Katrin Wobring